Florian Eib

Sportjournalist und Sprecher

Florian Eib

Sportjournalist und Sprecher

Frauenfußball WM 2019

Die achte Auflage der Frauenfußball-WM findet in Frankreich statt. Zum ersten Mal gibt es eine ganze Reihe von Favoriten auf den Titel. Das war in den vorherigen Jahren nicht immer so. Dass allein fünf der bisher vergebenen sieben Titel an die USA oder Deutschland gingen, sagt schon alles. Bei der WM sind außer den US-Amerikanerinnen und der deutschen Elf noch die Gastgeberinnen, die Engländerinnen und vielleicht auch Spanien zum Favoritenkreis zu zählen.

Die Sprecher für Audiodeskription Florian Eib, Martin Feye und Johannes Karner (von links nach rechts) stehen an einem Moderationstisch. Sie grinsen in die Kamera, Foto: H. Anuschek.
Das Audio2-Team des ZDF (v. l. n. r. Florian Eib, Martin Feye und Johannes Karner), Foto: H. Anuschek.

So oder so: Eine Weltmeisterschaft ist immer ein kulturelles Großereignis und verspricht sportliche Höchstleistungen. Ich freue mich als Audiodeskriptions-Kommentator für das ZDF mit dabei zu sein. Bei folgenden Spielen in der Vorrunde bin ich mit meinen Kollegen im Einsatz:

Eröffnungsspiel: Frankreich gegen Südkorea am 07.06. 21 Uhr
Nigeria gegen Südkorea am 12.06. 15 Uhr
Australien gegen Brasilien am 13.06. 18 Uhr
Niederlande gegen Kamerun am 15.06. 15 Uhr

KO-Runde: Deutschland locker, Australien mit Moral

Ab dem Achtelfinale werden die Karten neu gemischt. Deutschland hat Glück und trifft nicht auf Brasilien, sondern auf Nigeria – Das Viertelfinale wird ohne Probleme erreicht, Kapitänin Alexandra Popp eröffnet in ihrem 100. Länderspiel den Torreigen – Endstand 3:0:

Den ersten richtigen Krimi erleben wir nur wenige Zeit nach dem Sieg Deutschlands. Das Abendspiel bestreiten Norwegen und Australien. Die Australierinnen, traditionell beim Frauenfußball stark besetzt, haben schon beim Spiel gegen Brasilien Moral bewiesen und sich nach einem 0:2 Rückstand ein 3:2 erkämpft. Auch gegen Norwegen liegt man zurück – bis zur 83. Spielminute…

Halbfinale: England gegen USA

Auf dem Papier eine vielversprechende Partie – beide Teams bisher ohne Niederlage, offensiv stark und defensiv stabil. Die besten Torschützinnen des Turniers im direkten Duell: Aufseiten Englands die umtriebige Ellen White, die bisher in jedem ihrer Spiel getroffen hatte, einmal sogar doppelt (gesamt 5 Treffer). Aufseiten der USA Megan Rapinoe die schnelle Außenspielerin, die ihr Team mit vier Treffern quasi im Alleingang durch die K.O.-Runde brachte (gesamt 5 Treffer) und natürlich Topstürmerin und Kapitänin der US-Girls Alex Morgan, die wie die beiden anderen ebenfalls mit 5 Treffern on-top der Torschützenliste steht (alle übrigens im ersten Spiel beim 13:0 gegen Thailand erzielt). 

Eine Frage, die wir uns vor dieser Partie stellten, war, ob die USA ihre wahnsinnige Serie fortsetzen würde – in den bisherigen fünf Spielen dieser WM waren sie immer in den ersten 15 Spielminuten in Führung gegangen. Und es dauert diesmal nur 10 Minuten bis Christen Press per Kopf die Führung erzielte. Von England anfangs nicht viel zu sehen, aber sie schlugen zurück: 19. Spielminute der Ausgleich durch White nach Vorarbeit von Mead, Querpass von links am Strafraum und White hält die Fußspitze rein und verlängert mustergültig ins lange Eck – unhaltbar für Naeher im Tor der USA. 

Den neutralen Fußballfan freute das, denn sind die US-Ladies gefordert, können sie in der Regel noch einen drauf setzen. Sie sind spielerisch die beste Mannschaft des Turniers und sie versprühen eine unfassbare Freude und Energie beim Spiel mit dem Ball. Vier Pässe reichten dann aus, um die erneute Führung zu erzielen. Sauberbrunn auf Press, die auf Horan (hören Sie nicht auf den Reporter, der fälschlicherweise von Daly spricht ;)) und die mit der Maßflanke auf Morgan – Kopfball, Tor zum 2:1!

In der zweiten Halbzeit versuchte England weiter punktuell, über White oder Parris einstudierte Ballkombinationen zum Torerfolg umzumünzen. White legte auch tatsächlich nach, allerdings stand sie vor ihrem Ausgleichstreffer hauchdünn im Abseits und diese brutalgenaue Messtechnik des VAR ertappte sie natürlich. Die Riesenchance zum Ausgleich erarbeiteten sich die „Lionesses“ trotzdem noch. Elfmeter kurz vor Schluss (nach Foul an White, wiederum eine Entscheidung des VAR, die auch so korrekt war), aber Kapitänin Houghton versagten die Nerven – England und Elfmeter, nunja… am Ende blieb es beim 2:1. Insgesamt lebte dieses Spiel von der natürlichen Spannung eines Halbfinals, der Sieg der USA geht in Ordnung. Sie haben weiter die Chance auf die erste Titelverteidigung einer Mannschaft bei einer WM.